Prora, Rügen

Eines der größten Bauwerke von Deutschland: Der Koloss von Prora

Einer der schönsten Strände der Rügener Küste, das Prorer Wiek 113, wird von seiner traurigen Vergangenheit überschattet: Dort wo die blauen Wellen der Ostsee ans Ufer plätschern, ragt eine der architektonischen Machtdemonstrationen der Nationalsozialisten in den Himmel: der so genannte Koloss von Prora ist eines der größten Bauwerke in Deutschland.

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Prora wurde im Dritten Reich erbaut

Im Rahmen des Programms "Kraft durch Freude" platzierte der Architekt Clemens Klotz zur Zeit des Dritten Reiches acht graue Plattenbauten in der wunderschönen Landschaft, welche bis zu 20.000 Urlaubern gleichzeitig Platz bieten sollten. Die fast fünf Kilometer lange Seebad-Anlage zeigt beispielhaft, wie die Nationalsozialisten sich die Architektur zu Nutze machten, um das Volk friedlich zu stimmen und für sich zu gewinnen. Die Organisation "Kraft durch Freude" kontrollierte die Freizeit und den Urlaub der deutschen Bevölkerung, um sie vollständig überwachen und vor allem gleichschalten zu können. In dem Seebad Prora sollten die Urlauber zudem Kraft und Zuversicht für den nahenden Krieg schöpfen.

Der Komplex wurde zu Nazi-Zeiten erbaut

Schöner Strand am Prorer Wiek

Die Seebad-Anlage ist fast 5 Kilometer lang

Die Zimmerausstattung der Räumlichkeiten des Kolosses von Prora war recht spartanisch: Zwei Betten und ein Tisch auf engstem Raum ließen keine individuelle Gestaltung zu. Neben der gemeinsamen Frühgymnastik, die dem Erhalt und dem Aufbau der Fitness diente, sollte die blockweise organisierte Essenseinnahme zum täglichen Ablauf gehören. Die Wohnverhältnisse und der Tagesablauf sollten das Zusammengehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl der Deutschen stärken.

Der Entwurf für das nationalsozialistische Ostseebad stammte aus der Feder des Architekten Clemens Klotz und die Pläne für den heute als Bausünde bezeichneten Komplex wurden auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1937 mit einem Preis gewürdigt. Schon anno 1936 begann man mit den Bauarbeiten und im Jahr 1941 sollte das gewaltige Projekt fertig gestellt sein – Doch durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges anno 1939 wurden viele der ehemals 5.000 Arbeiter an anderen Stellen benötigt, so dass der Bau völlig zum Erliegen kam. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nutzten die sowjetischen Besatzer den Bau als Kaserne und versuchten auch, den Koloss zu sprengen – mit mäßigem Erfolg. Die Gebäudetrakte waren zwar schwer beschädigt, hielten den russischen Sprengladungen jedoch stand. Nach dem Jahr 1949 erklärte die Volkarmee der DDR Prora zum militärischen Sperrgebiet: Man richtete Kasernen ein und verlegte einen Teil der Truppen an diesen Standort. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde das Gelände an die Bundeswehr übergeben, die es noch zwei Jahre lang in Stand hielt.

Bis zu 20.000 Menschen sollten hier gleichzeitig urlauben

Heute steht ein Großteil der denkmalgeschützten Gebäude leer

Auf dem Weg zum Strand von Prora

Die heutige Nutzung von Prora

Nach dem Abzug der Soldaten sollte für das unter Denkmalschutz gestellte Gelände ein Gesamtkonzept zur Nutzung gefunden werden - einige Teile der Gebäude werden als Museen und Künstlerwerkstätten genutzt.

Dennoch lohnt ein Besuch des Ostseebades Prora, denn hier kann man auf beeindruckende Art und Weise in die deutsche Vergangenheit eintauchen – zudem können sich Sportfreunde in dem anno 2008 eröffneten Hochseilgarten aktiv betätigen.

Das Kraft-durch-Freude-Museum nutzt einen Teil der Räumlichkeiten des Kolosses von Prora 44. Der Besucher erfährt in den Ausstellungen alles über die Entstehungsgeschichte des KdF Feriendomizils. Durch die Vorführung von Dokumentarfilmen erhält man einen lebendigen Eindruck des nationalsozialistischen Urlaubskomplexes. Die Exposition wird durch zahlreiche Bilder sowie eine Schiffsmodellbauausstellung ergänzt.

Die Geschichte der Nationalen Volksarmee im NVA Museum

Im Museum der Nationalen Volksarmee wird die Geschichte der NVA in Prora 44 dargestellt. Der besondere Schwerpunkt ist die 16. Kompanie, denn die Soldaten dieser Einheit waren in dem Koloss von Prora 44 untergebracht. Zudem werden in unterschiedlichen Räumen beispielsweise die Lehrklasse Panzertechnik, die Bibliothek und die Lehrklasse Nachrichten- und Funktechnik vorgestellt. Weiterhin werden die Bekleidung und andere Utensilien der NVA ausgestellt: die Uniformen der Soldaten, die Utensilien der Kampftaucher, die medizinische Ausrüstung und das Lager des Versorgungsdienstes ermöglichen einen Einblick in das Armeewesen zu DDR-Zeiten.

Im Museum der Freundschaften werden einige Partnerstädte und Regionen Rügens näher vorgestellt. Dazu gehören zum Beispiel Danzig in Polen, das Burgenland in Österreich, der Naturschutzpark am Neusiedlersee in Österreich und die Schonen in Schweden.

In dem riesigen Gebäudekomplex sind noch weitere Museen untergebracht, die ebenfalls einen Besuch lohnen. Neben dem Prora 44 Museum findet man auch die Galerie Rügen-Malerei, das Erlebnismuseum Wasserwelt, das Museum zum Anfassen und das Eisenbahn- und Technikmuseum in dem grauen Betonklotz.